Shutdown in Zeiten von Corona – Zeit für Müßiggang?

Müßiggang in Zeiten von Corona

Seit mehr als 10 Wochen befinden wir uns im Krisenmodus, unsere Freiheiten sind eingeschränkt, das „normale“ Leben ist beinahe zum Erliegen gekommen, wir befinden uns im sogenannten „Socialdistancing“, jetzt allerdings mit leichten Lockerungen.

Während Familien durch Homeoffice bzw. Kurzarbeit und Homeschooling häufig noch stärker belastet und vielfach an ihre Grenzen stießen, hatte die sogenannte Risikogruppe 60plus viel freie Zeit zur Verfügung, vor allem dann, wenn sie sich bereits im Ruhestand befand.

So manche Pläne wurden geändert oder aufgeschoben. Geplante Reisen mussten storniert, die Enkelkinder/Kinder konnten nicht besucht werden, ehrenamtliches Engagement ist und war z.T. nur sehr eingeschränkt möglich. Gut, dass zumindest wieder weite Wanderungen und ausgiebige Radtouren erlaubt sind, während das regelmäßige Training im Fitnesscenter immer noch nicht möglich ist.

Was anfangen mit der vielen Zeit, die damit scheinbar ungenutzt zur Verfügung steht? Wie wäre es mit Müßiggang, mit bewusstem Nichtstun? Müßiggang, welch ein altmodisches Wort! Und kommt uns da nicht sofort das alte Sprichwort: “Müßiggang ist aller Laster Anfang“ in den Sinn? Müßiggang hat aber nichts mit Faul- oder Trägheit zu tun, sondern es ist eine bewusste Entscheidung für das „Nichtstun“ oder dafür, sich mit leicht vergnüglichen Tätigkeiten zu beschäftigen (Quelle Wikipedia).

Vielleicht hat Ihnen die Coronakrise einen Überfluss an Zeit geschenkt, eine “Lange Weile“. Wie gut kommen Sie damit zurecht oder gelingt es Ihnen nur schwer?

Für manche Menschen ist es beängstigend, scheinbar keine Ablenkung, keine Abwechslung zu haben, sondern sich mit sich selbst beschäftigen zu müssen oder zu dürfen.

Doch diese „Lange-Weile“ kann auch kreativ genutzt werden. Der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther sagt dazu, dass kreativ sein heißt, mit spielerischer Neugier nach neuen Lösungen zu suchen. Auch kann diese Auszeit dazu genutzt werden, das Wesentliche im Leben vom Unwesentlichen zu trennen: Was will ich wirklich und wo erfülle ich die Erwartungen von anderen. Müßiggang kann auch kultiviert werden: Sich immer mal Zeiten zu nehmen, um in der Natur spazieren zu gehen ohne Ziel, sich Zeiten zu nehmen, in denen man nicht erreichbar ist, Zeiten nicht zu verplanen, sondern im Moment zu leben.

Die Generation 60plus hat nicht mehr alle Zeit der Welt, die Lebenszeit ist begrenzt und damit umso kostbarer. Die Australierin Bronnie Ware hat mehrere Jahre Sterbende begleitet und herausgefunden, was am Ende des Lebens wirklich zählt: War man wirklich glücklich? Bereut man es, Dinge nicht getan zu haben? Hatte man ausreichend Zeit für Familie und Freunde?

Die Ausgangsbeschränkungen haben uns Zeit und Muße geschenkt, über all diese Fragen nachzudenken. Wir sollten sie nutzen, jetzt können wir uns Auszeiten gönnen, uns der „Lange-Weile“ hingeben, um unser Leben so zu gestalten, dass wir am Ende sagen können: Es hat sich gelohnt zu leben – Ich bereue nichts! „No je ne regret rien“, wie Edith Piaf singt.