Die Einfachheit des Seins – Ingrids Reise zu mehr Glück und Zufriedenheit
Ingrid Mayer-Dörfler im Gespräch mit Tanadia
Hier zum Reinhören:
www.podcast.de/episode/593535724/die-einfachheit-des-seins-ingrids-reise-zu-mehr-glueck-und-zufriedenheit
Die Einfachheit des Seins – Ingrids Reise zu mehr Glück und Zufriedenheit
Ingrid Mayer-Dörfler im Gespräch mit Tanadia
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Bis zum Jahr 2050 wird es etwa 23 Millionen über 65-Jährige in Deutschland geben. Dadurch wird es gesellschaftlich wie individuell zunehmend notwendig, gute Voraussetzungen für das Rentenalter als Lebensphase zu schaffen. Um es bei guter Gesundheit und Lebensqualität zu verbringen, sollte bereits die Zeit vor dem Übergang zur Vorbereitung genutzt werden. Insbesondere Männer, die sich oft stark mit ihrer Berufstätigkeit identifizieren, sind gefordert, ein hohes Gesundheitspotenzial und gute soziale Bedingungen verantwortungsbewusst aufzubauen.
Der Vierte Deutsche Männergesundheitsbericht setzt bei einer fundierten Bestandsaufnahme der Situation der Männer zwischen 55 und 74 Jahren an. Aus ihr ergeben sich wichtige Themen für die Politik, für die Soziale Arbeit und für den gesellschaftlichen Diskurs insgesamt: die Situation der Erwerbs-arbeit zehn Jahre vor der Berentung, die Übergangsphase sowie gesundheitsfördernde Projekte für Männer vor und nach dem Renteneintritt.
Mit Beiträgen von Doris Bardehle, Eric Bonsang, Daniela Borchart, Martina Brandt, Jennifer Burchardi, Christian Deindl, Dina Frommert, Freya Geishecker, Siegfried Geyer, Stefan Gruber, Felizia Hanemann, Hans Martin Hasselhorn, Moritz Hess, Jens Hoebel, Hanno Hoven, Rainer Jordan, Hendrik Jürges, Theo Klotz, Adèle Lemoine, Michal Levinsky, Howard Litwin, Peggy Looks, Thorsten Lunau, Ingrid Mayer-Dörfl er, Anne Maria Möller-Leimkühler, Niels Michalski, Bernhard Mühlbrecht, Laura Naegele, Nikola Ornig, Kathleen Pöge, Jean-Baptist du Prel, Gregor Sand, Alina Schmitz, Johannes Siegrist, Stefa-nie Sperlich, Anne Starker, Matthias Stiehler und Morten Wahrendorf
Unter diesem Link können Sie das Buch direkt bestellen: Psychozial Verlag Webshop
Seit mehr als 10 Wochen befinden wir uns im Krisenmodus, unsere Freiheiten sind eingeschränkt, das „normale“ Leben ist beinahe zum Erliegen gekommen, wir befinden uns im sogenannten „Socialdistancing“, jetzt allerdings mit leichten Lockerungen.
Während Familien durch Homeoffice bzw. Kurzarbeit und Homeschooling häufig noch stärker belastet und vielfach an ihre Grenzen stießen, hatte die sogenannte Risikogruppe 60plus viel freie Zeit zur Verfügung, vor allem dann, wenn sie sich bereits im Ruhestand befand.
So manche Pläne wurden geändert oder aufgeschoben. Geplante Reisen mussten storniert, die Enkelkinder/Kinder konnten nicht besucht werden, ehrenamtliches Engagement ist und war z.T. nur sehr eingeschränkt möglich. Gut, dass zumindest wieder weite Wanderungen und ausgiebige Radtouren erlaubt sind, während das regelmäßige Training im Fitnesscenter immer noch nicht möglich ist.
Was anfangen mit der vielen Zeit, die damit scheinbar ungenutzt zur Verfügung steht? Wie wäre es mit Müßiggang, mit bewusstem Nichtstun? Müßiggang, welch ein altmodisches Wort! Und kommt uns da nicht sofort das alte Sprichwort: “Müßiggang ist aller Laster Anfang“ in den Sinn? Müßiggang hat aber nichts mit Faul- oder Trägheit zu tun, sondern es ist eine bewusste Entscheidung für das „Nichtstun“ oder dafür, sich mit leicht vergnüglichen Tätigkeiten zu beschäftigen (Quelle Wikipedia).
Vielleicht hat Ihnen die Coronakrise einen Überfluss an Zeit geschenkt, eine “Lange Weile“. Wie gut kommen Sie damit zurecht oder gelingt es Ihnen nur schwer?
Für manche Menschen ist es beängstigend, scheinbar keine Ablenkung, keine Abwechslung zu haben, sondern sich mit sich selbst beschäftigen zu müssen oder zu dürfen.
Doch diese „Lange-Weile“ kann auch kreativ genutzt werden. Der Neurobiologe Prof. Dr. Gerald Hüther sagt dazu, dass kreativ sein heißt, mit spielerischer Neugier nach neuen Lösungen zu suchen. Auch kann diese Auszeit dazu genutzt werden, das Wesentliche im Leben vom Unwesentlichen zu trennen: Was will ich wirklich und wo erfülle ich die Erwartungen von anderen. Müßiggang kann auch kultiviert werden: Sich immer mal Zeiten zu nehmen, um in der Natur spazieren zu gehen ohne Ziel, sich Zeiten zu nehmen, in denen man nicht erreichbar ist, Zeiten nicht zu verplanen, sondern im Moment zu leben.
Die Generation 60plus hat nicht mehr alle Zeit der Welt, die Lebenszeit ist begrenzt und damit umso kostbarer. Die Australierin Bronnie Ware hat mehrere Jahre Sterbende begleitet und herausgefunden, was am Ende des Lebens wirklich zählt: War man wirklich glücklich? Bereut man es, Dinge nicht getan zu haben? Hatte man ausreichend Zeit für Familie und Freunde?
Die Ausgangsbeschränkungen haben uns Zeit und Muße geschenkt, über all diese Fragen nachzudenken. Wir sollten sie nutzen, jetzt können wir uns Auszeiten gönnen, uns der „Lange-Weile“ hingeben, um unser Leben so zu gestalten, dass wir am Ende sagen können: Es hat sich gelohnt zu leben – Ich bereue nichts! „No je ne regret rien“, wie Edith Piaf singt.
„Seit dem 1. April 2020 bin ich in Ruhestand und ich hatte mich so darauf gefreut, mit meinen Kolleginnen und Kollegen meinen Abschied zu feiern. Doch jetzt waren alle außer mir und einem Kollegen im Homeoffice. Schade, vielleicht holen wir die Feier nach“ berichtet Susanne Schmidt ein wenig traurig. So wie Susanne Schmidt ergeht es derzeit vielen Arbeitnehmern, die in Coronazeiten in Ruhestand gehen. Die meisten bedauern es, aber es gibt auch Mitarbeiter, die froh sind, sich nicht verabschieden zu müssen oder vom Team eine Feier organisiert zu bekommen oder gar eine Abschiedsrede vom ungeliebten Chef über sich ergehen lassen müssen Dies gilt vor allem für die Menschen, die sich nicht mehr mit ihrem Unternehmen identifizieren können und die Tage zählen, bis sie endlich in Rente gehen können.
Dabei ist ein gelungener Abschied für den Start in den neuen Lebensabschnitt wichtig. Würdigt er doch das aktive Berufsleben, ein langer Lebensabschnitt, der nun zu Ende geht. Vielleicht hat den zukünftigen Ruheständlern die Arbeit in den letzten Jahren wenig Spaß gemacht, weil sich die Unternehmenskultur verändert hat, sie sich zu wenig wertgeschätzt oder sich z. T. dem rasanten Tempo der Veränderungen nicht mehr gewachsen fühlten. Doch setzt man diese letzten Jahre in Bezug zum gesamten Berufsleben, so relativieren sie sich. So betrachtet entsteht nicht nur ein Eindruck von der letzten Zeit, sondern vom gesamten Berufsleben mit all den Erfolgen und auch Rückschlägen. Rückschläge, aus denen man vielleicht gestärkt hervor ging oder mit denen man sich zumindest abgefunden und arrangiert hat.
Der neue Lebensabschnitt beginnt mit einem „Abschied“. Einem Abschied von Bewährtem, von Routinen, von beruflicher Identität, von Kollegen*innen, mit denen man vielleicht viele Jahre zusammengearbeitet hat, von langjährigen Kunden-, Geschäftsbeziehungen und auch von Erfolgen und Wertschätzung, die der Arbeit Sinn gegeben haben.
Durch das Ritual des Abschiednehmens, sei es eine kleine Feier mit dem Team oder auch mit Freunden wird deutlich, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Und was jetzt in Coronazeiten mit Ausgangsbeschränkungen? Ein schönes gemeinsames Essen mit dem Partner, der Familie, ein Glas Sekt, ein kleines Geschenk, dies macht diesen Tag – trotz Ausgangsbeschränkungen – zu einem besonderen Tag, an den man sich auch noch später gerne erinnert.
Die meisten Übergänge im Leben sind von Ritualen begleitet. Denke man dabei nur an die Geburt, die Einschulung, die Hochzeit und am Schluss des Lebens die Trauerfeier. Das Abschiedsritual macht man nicht nur für die Kollegen*innen, sondern in erster Linie für sich selbst. Falls Sie sich nicht persönlich verabschieden können, schreiben Sie eine E-Mail an die Kollegen*innen, mit der Sie sich verabschieden oder nutzen Sie eine Videokonferenz. Und, scheuen Sie sich nicht, Gefühle zu zeigen, ein langer Lebensabschnitt geht zu Ende und da dürfen neben der Freude auch ein wenig Trauer und gemischte Gefühle sein.
Viele fallen in ein Loch: Wie Sie den Übergang vom Beruf zur Rente schaffen – und glücklich werden.
Artikel auf Focus online vom 12.2.2019
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